Baustein: Schuleingangsphase/Jahrgangsbezogenes Lernen - Ziele für die Schuleingangsphase

Ergänzung zum Schulprogramm


In der Schuleingangsphase sind folgende Ziele wichtig: Das übergeordnete Ziel ist die Akzeptanz der Heterogenität der Kinder, um diese individuell fördern zu können. Diese Förderung geschieht durch:

  • Individualisiertes Lernangebot statt Gleichschritt
  • Berücksichtigung der unterschiedlichen Lerntempi
  • Feststellung des individuellen Lernstandes
  • Veränderte Unterrichtsorganisation
  • Methodenvielfalt
  • Beobachtungsbögen

Für eine solche Arbeit im Anfangsunterricht ergeben sich folgende Aufgaben für die Lehrerinnen und Lehrer:

  • professionelle  Kooperation und Zusammenarbeit im Kollegium
  • gemeinsame Verantwortlichkeit für die Unterrichtsarbeit
  • kollegialer Austausch
  • gemeinsame Fort- und Weiterbildung
  • wechselseitige offene Informationen
  • gegenseitige Unterrichtshospitationen

 Die Lehrerin/der Lehrer unterstützt das einzelne Kind in seinem Lernprozess. Er beobachtet es bei seiner Arbeit, unterstützt durch Hilfen, ermutigt durch Zuspruch  und fördert das eigenständige  Lernen des einzelnen Kindes.

Organisation der  Schuleingangsphase:

1) Information der Schulanfängereltern in Kindergärten und –gruppen

Zu Beginn des neuen Schuljahres bietet unsere Grundschule den Eltern der kommenden Schulanfänger einen Informationsabend zum Thema „Kindgerechter Schulanfang – Jedem Kind den Weg bereiten“Folgende Themenschwerpunkte werden mit interessierten Eltern diskutiert:
• Wann ist ein Kind schulreif, schulfähig?
• Fragen und Erwartungen von Eltern vor dem Schulanfang
• Zielvorstellungen und Arbeitsweisen  in der Schuleingangsphase


2) Tag der offenen Tür

Als weitere Möglichkeit der Kontaktaufnahme bietet unsere Schule vor den Herbstferien einen Nachmittag der offenen Tür an. Interessierte Schulanfängereltern werden zusammen mit ihrem Kind an einem Nachmittag von einigen Lehrerinnen durch das Schulgebäude geführt. Dabei können sich Eltern und Kinder ein Bild von unserer Schule machen.  

3) Anmeldung der Lernanfänger

Jeweils nach den Herbstferien findet die Anmeldung der neuen Lernanfänger statt. Zur Anmeldung bringen die Erziehungsberechtigten ihr schulpflichtiges Kind mit. Der/Die Schulleiter/in nimmt die Personalien auf. Bei dieser Gelegenheit kann eine erste Kontaktaufnahme mit dem Kind stattfinden.    
      
4) Schulärztliche Untersuchung – Gesundheitsamt


Die neuen Schulanfänger werden von einem Amtsarzt des Gesundheitsamtes auf ihre Schulfähigkeit hin untersucht. Anschließend bespricht er mit den Erziehungsberechtigten den Befund der Untersuchung. Von dem erstellten Untersuchungsbogen erhält die Grundschule eine Durchschrift. Außerdem informiert der Amtsarzt die Schulleitung über die Untersuchungsergebnisse der Kinder. Zukünftige Klassenlehrerinnen nehmen an dieser Besprechung teil.  

5) Das Unterrichtsspiel

Unabhängig von der amtsärztlichen Untersuchung findet ein Unterrichts-Spiel statt. Dazu werden alle Schulanfänger und ihre Erziehungsberechtigen an zwei Vor- und Nachmittagen in die Schule eingeladen. In Kleingruppen von ca. 4 Kindern arbeiten und spielen die neuen Schulanfänger mit zwei Lehrerinnen  über einen Zeitraum von 60 Minuten. Dieses Unterrichtsspiel ist angelehnt an das Kieler Einschulungsverfahren und umfasst die Beobachtung in folgenden Bereichen:

  • Soziale Kompetenz (Kontaktaufnahme, Arbeit in einer Kleingruppe)
  • Feinmotorik (schneiden und malen)
  • Zahl– und Mengenverständnis (Mengenvergleich, simultanes Erfassen, Ordnen von Mengen)
  • Sprachkompetenz (freies Erzählen, Erzählen zu einem Bild)
  • Grobmotorik
  • Arbeitstempo, Anstrengungsbereitschaft, Konzentrationsvermögen

Beobachtungsergebnisse werden von einer Kollegin festgehalten, während die andere das eigentliche Unterrichtsspiel durchführt. Zeitgleich führt die Schulleitung ein Gespräch mit den Erziehungsberechtigten. Für jedes Kind wird ein Schulfähigkeitsprofil erstellt. Aus den Beobachtungen während des Unterrichtsspiels kann sich die Notwendigkeit einer Rücksprache mit den Eltern ergeben. Der Einsatz zukünftiger KlassenlehrerInnen bietet die Möglichkeit, dass sie Lehrerinnen schon vor der Einschulung einen kleinen Eindruck von den Stärken, bzw. Schwächen der Kinder  erhalten. Diese Eindrücke können dann in der Einschulungskonferenzen mit den jeweiligen Kindergärten , Tagesstätten und Horten mit eingebracht werden. So beraten Schule und Erzieherinnen  über Förder – oder Fördermaßnahmen im letzen Halbjahr vor der Einschulung für das einzelne Kind.  Die zukünftigen KlassenlehrerInnen und die ErzieherIinnen, Schulleitung und Kindergartenleitung nehmen an den Einschulungskonferenzen teil.

6) Besuch der Schulanfänger in den ersten Klassen

In der Zeit zwischen den Oster- und Sommerferien werden die neuen Schulanfänger zum Besuch einer Unterrichtsstunde eingeladen. In einem 1. Schuljahr erleben sie eine Stunde Schulalltag. Anschließend können sie mit allen anderen Kindern an einer großen Pause teilnehmen. 

7) Erster Elternabend

Zu einem Elternabend lädt die Schulleitung alle Erziehungsberechtigten der neuen Schulanfänger kurz vor den Sommerferien ein. Dort werden nähere Informationen zum Schulbeginn gegeben:

  • Gestaltung des 1. Schultages
  • Vorstellung der Klassenlehrerin
  • Informationen zum sicheren Schulweg durch den zuständigen Verkehrssicherheitsbeauftragten
  • Vorstellung des Förderverein

Die Klassenlehrerin/Der Klassenlehrer stellt Arbeitsweisen im ersten Schuljahr in Ansätzen dar.   

8) Gestaltung des ersten Schultages

Am zweiten Schultag nach den Sommerferien findet zur Einschulung ein ökumenischer Gottesdienst abwechselnd in der Jakobus- und in der Stephanuskirche statt. Anschließend finden sich die Schulanfänger mit den Eltern in der Aula ein. Nach einer Begrüßung und kleinen Darbietungen der dritten Klassen haben die Erstklässler eine Stunde Unterricht. In dieser Zeit werden die Erwachsenen von Eltern aus dem 2. Jahrgang mit Kaffee und Plätzchen versorgt und haben Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen.

9) Kindgerechter Schulanfang

Die Erstklässler haben i. d. R. 20 Stunden Unterricht. In der ersten Zeit versuchen wir, die Kinder behutsam an den Unterricht zu gewöhnen. Um der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Kinder in den ersten Wochen gerecht zu werden, halten wir den 45-Minuten-Rhythmus nicht immer ein. Ein wichtiges Element des Schulanfangs ist das Vertrautwerden mit den Räumlichkeiten und Personen, die in unserer Schule arbeiten. Das Zusammenwachsen zu einer Klassengemeinschaft soll durch spielerische Aktivitäten gefördert werden. In der Zeit der Eingewöhnung ist es für die Erstklässler wichtig, ein „erfahrenes“ Kind als Ansprechpartner zu haben, das die anfänglichen Unsicherheiten selbst schon durchlebt hat. Die Paten aus den 3. Klassen sollen den Erstklässlern helfen, sich im Schulalltag zurechtzufinden und sich einzuleben. Geplant sind auch gemeinsame Aktionen der beteiligten Patenklasse z. B. Vorlesestunden, gemeinsames Frühstück, u. v. m. 

10)  Arbeiten in jahrgangsbezogenen Klassen

Wir haben uns an unserer Schule aus folgenden Gründen erst einmal für das jahrgangsbezogenen Lernen in der Eingangsphase entschieden (Schulkonferenzbeschluss liegt vor):

  • Wir haben bisher mit altershomogenen Gruppen keine negativen Erfahrungen gemacht. Kinder bilden auch in jahrgangshomogenen Gruppen schnell eine Gemeinschaft, helfen sich gegenseitig, gewöhnen sich schnell an Rituale….
    Wir LehrerInnen werden nicht festgelegt auf eine bestimmte Jahrgangsstufe.
  • Der Materialaufwand in einer jahrgangsübergreifenden Klasse wird u.U. ernorm erhöht sein, dass die Gefahr des Verlustes der Durchschaubarkeit entstehen könnte.
  • Die Lehrerin/Der Lehrer arbeitet im Regelfall allein in der Klasse und kann den SchülerInnen nicht ausreichend gerecht werden.
    Neben anderen Belastungen wird es einen Zuwachs an Mehrarbeit geben, der zeitlich und kräftemäßig dauerhaft nicht leistbar und nicht verantwortbar ist.

11)  Differenzierungsmaßnahmen

Folgende Differenzierungsmaßnahmen werden schon jetzt  an unserer Schule (nicht nur in der Schuleingangsphase) abgeboten:

  • Arbeiten mit dem Hör-, Schreib– und Sehpass nach Sommer-Stumpenhorst. Hier lernen die Kinder lesen uns schreiben nach eigenem Tempo und Leistungsvermögen.
  • differenzierter Rechtsschreibunterricht
  • Rechtschreiblernbox
  • Wortschatzarbeit mit der Lernbox
  • klassenübergreifende Lesegruppen
  • freie Lesestunden
  • Werkstattarbeit
  • differenzierte Hausaufgaben
  • Wochenplanarbeit
  • Einzelbetreuung von Schülern durch Studenten in enger Zusammenarbeit mit der UNI Münster
  • Projekttage
  • Projektgruppen
  • wöchentlich klassenübergreifende Differenzierung von Leistungsgruppen im Mathematikunterricht der Deutsch (wenn das Stundendeputat dies zulässt, bzw. die Möglichkeit besteht, Unterstützung durch Praktikanten des Lehramtsstudiums oder durch kompetente Eltern zu haben).
  • Schreibkonferenzen
  • Stationsläufe mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen (qualitativ und quantitativ)        

Diese Differenzierungsmaßnahmen übernehmen wir auch weiter für die neue Schuleingangsphase. Insgesamt bieten wir eine individuelle Förderung und Forderung des einzelnen Kindes vom ersten Schultag an. Das bedeutet auch, dass SchülerInnen mit erweiterter Kompetenz die Möglichkeit erhalten, in der nächst höheren Klassenstufe mitzuarbeiten, bzw. dorthin dauerhaft zu wechseln. Auch SchülerInnen mit ernormen Lerndefiziten können in Zusammenarbeit mit LehrerInnen  und Eltern eine Jahrgangsstufe wiederholen.


Für den Wechsel in eine höhere Jahrgangsstufe ist folgendes Verfahren vorgesehen:

  • Beobachten des betreffenden Kindes durch die in der Klassen arbeitenden LehrerInnen
  • Maßnahmen zur differenzierten Förderung
  • Erstes Gespräch mit den Eltern. Austausch über Beobachtungen , die LehrerInnen und Eltern gemacht haben – Vorschlag zum Wechseln in eine höhere Jahrgangsstufe
  • Eltern sprechen mit ihrem Kind über die Möglichkeit des Wechsels und kommen gemeinsam zu einer Entscheidung
  • Die Lehrerin/Der Lehrer erstellt in Übereinstimmung mit der Klassenlehrerin/den Fachlehrern der aufnehmenden Klasse einen Arbeitsplan für das Kind
  • Zweites Gespräch mit den LehrerInnen, den Eltern und dem Kind – Treffen einer Entscheidung und Besprechen des Arbeitsplans
  • Der Schüler/Die Schülerin arbeitet nach dem Plan in der bisherigen Jahrgangsstufe Lücken auf, damit ein möglichst  stressfreier Übergang gesichert werden kann
  • In einem dritten Gespräch mit der Schulleitung wird über den Lernstand berichtet und weitere offene Fragen werden geklärt.
  • Der Schüler / die Schülerin durchläuft eine 4 – 6 wöchige Probephase in der neuen Jahrgangsstufe.
  • In einem 4. abschließenden Gespräch mit allen Betroffenen wird entweder der Wechsel gesichert oder falls sich die geplante Vorgehensweise nicht als richtig erweist, zurückgenommen.
  • Das Durchlauf der Probephase ist also ergebnisoffen für alle.
    Verfahren zum langsameren Durchlaufen der Schuleingangsphase:
  • Beobachtung des Kindes , Diagnose durch die LehrerInnen
  • Erstellung eines individuellen Förderplans
  • Wiederholte Beratung mit den Eltern
  • Beraten mit außerschulischen Partnern (Beratungsstellen)
  • Durchführen eines Förderplans über einen längeren Zeitraum
  • Evtl. Einzel – bzw. Kleingruppenförderung ermöglichen
  • Wiederholte Gespräche mit den Eltern und Entscheidungsfindung
  • Gespräch der abgebenden/aufnehmenden Lehrerinnen mit der Schulleitung und den Eltern (evtl. auch Anhörung des Kindes)
  • Das Kind wechselt in die niedrige Jahrgangsstufe , die aufnehmende Lehrerin erstellt in Zusammenarbeit mit der abgebenden Lehrerin einen neuen Förderplan für den Schüler/die Schülerin  

12)   Lernstandskontrollen

In regelmäßigen Abständen erfolgen Lernstandkontrollen in den Fächern Deutsch und Mathematik durch:

  • Erfolgskontrollen nach Sommer–Stumpenhorst
  • Matrix zum Verschriftungsfortschritt
  • Ergebnisse des freien Schreibens
  • Hamburger Leseprobe
  • Überprüfungen des Lernstandes im Fach Mathematik mit den Erfolgskontrollen aus dem Zahlenbuch


Mit diesen Lernstandskontrollen werden wieder individualisierte Fördermaßnahmen für den einzelnen Schüler erstellt.


13)   Jahrgangsübergreifendes Lernen


Obwohl wir an unserer Schule weiterhin hauptsächlich jahrgangsbezogen arbeiten wollen, möchten wir Erfahrungen sammeln mit der Organisationsform jahrgangsübergreifendes Lernen. So werden ab dem 01.08.2005 die Fächer Mathematik und Deutsch für die Klassen 1 und 2 stundenplantechnisch parallel liegen. Hier können durch eine intensive Zusammenarbeit der beteiligten LehrerInnen (Förderung der Teamarbeit) sowohl innere als auch äußere Differenzierungsmaßnahmen für SchülerInnen mit unterschiedlichem Lernniveau angeboten werden.Die wöchentliche Lesestunde, die im Leseförderkonzept verankert ist, wird so auch im Rahmen des Deutschunterrichtes parallel angeboten. SchülerInnen mit unterschiedlichen Lesekompetenzen erhalten Leseangebote je nach Lesevermögen und Lesefortschritt.In den wöchentlichen Klassenratsstunden, die auch in allen Klassen parallel liegen, erfahren unsere SchülerInnen das Zusammenspiel mit Älteren , bzw. Jüngeren. Hier erweitern sie in gemeinsamen Gesprächen oder spielerischen Übungen ihre soziale Kompetenz und auch ihre Sprachkompetenz. Dies ist auch ein Lernen in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen.

Münster, im Januar 2005
Überarbeitung im September 2012            

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